6 Ansatzpunkte zur Steigerung der Mitarbeitergesundheit

Jeder in Mitarbeitergesundheit investierte Euro kommt mindestens dreifach zurück. Die Grundbausteine der betrieblichen Gesundheitsförderung.

  • Die Österreicher befinden sich im Schnitt 12,5 Kalendertage pro Jahr im Krankenstand. Heimische Unternehmen kostet das zusammengerechnet rund 2,7 Milliarden Euro jährlich an Entgeltfortzahlungen, so die Zahlen vom Hauptverband der Sozialversicherungsträger. Etwa jeder zweite Krankheitsfall wird durch Probleme des Muskel-Skelett-Systems (etwa Rückenschmerzen) oder des Atmungssystems verursacht. In einer längerfristigen Betrachtung ist die deutliche Steigerung der psychischen Verhaltensstörungen bemerkenswert. Seit Mitte der 1990er-Jahre hat sich die Zahl der Krankenstandstage laut Fehlzeitenreport 2018 der WKO infolge dieses Krankheitstypus fast verdreifacht. Im Altersvergleich treten diese Störungen aktuell am häufigsten bei den Menschen in der Rush Hour des Lebens zwischen 35 und 44 Jahren auf. Die einen engagieren einen Gesundheitsmanager, andere versuchen es mit Obstkorb und Yogastunde: Es liegt im Interesse des Unternehmens, auf die Gesundheit der Mitarbeiter zu achten. Investitionen in die Mitarbeitergesundheit zahlen sich aus, wie zahlreiche Studien unterstreichen. Ökonomische Betrachtungsweisen sprechen von einem Return of Investment von mindesten 1:3. Jeder vom Unternehmen in betriebliche Gesundheitsförderung investierte Euro kommt somit mehrfach zurück – einerseits aus verringerten Kosten durch Krankenstand, andererseits aus der besseren wirtschaftlichen Entwicklung dank gesünderer Mitarbeiter.

Sechs Grundbausteine für betriebliche Gesundheitsförderung

Strategische Herangehensweise

  • Ein Apfel am Tag oder ein Antistressseminar reichen nicht aus, um die Mitarbeitergesundheit nachhaltig zu erhalten. Es braucht ein strategisches betriebliches Gesundheitsmanagement, die Akzeptanz der Vorbildfunktion von Führungskräften und das Bewusstsein, dass Wohlbefinden zum unternehmerischen Erfolg führt. Einer Bedarfsanalyse folgen eine Zielformulierung sowie der entsprechende Maßnahmenkatalog.

Verhalten und Verhältnis

  • Verhaltensorientierte Maßnahmen zielen darauf ab, das Gesundheitsverhalten der Mitarbeiter zu beeinflussen – etwa durch Seminare. Verhältnisorientierte Maßnahmen verändern die Arbeitsumstände, -umgebung oder -prozesse. Die betriebliche Gesundheitsförderung muss beides beinhalten.

Gesunde Führung

  • Führungskräfte, die selbst auf ihre Gesundheit achten, haben eine positive Wirkung auf die Mitarbeitergesundheit. Sie können durch ihr Verhalten Arbeitsabläufe und die Zusammenarbeit im Team nachhaltig beeinflussen. Laut Hernstein-Report leben 66 Prozent der Führungskräfte gesundheitsbewusstes Verhalten schon vor oder versuchen es zumindest.

Arbeitskultur

  • Ein anderer Faktor des Themenfeldes Mitarbeitergesundheit ist der sogenannte Präsentismus, d.h. wenn sich Mitarbeiter aus unterschiedlichen Gründen gezwungen fühlen, trotz Krankheit zur Arbeit zu gehen. Daten der WKO zufolge ist etwa die Hälfte der österreichischen Beschäftigten im Jahresverlauf mindestens einmal trotz Krankheitssymptomen am Arbeitsplatz. Teil der Mitarbeitergesundheit ist daher, ein Arbeitsklima zu schaffen, in dem Sorgen, Unsicherheiten, Abstimmungsprobleme oder die Angst vor einem Jobverlust keine Faktoren darstellen. Die Arbeitskultur hat einen entscheidenden Einfluss darauf, ob sich Mitarbeiter gesund fühlen und verhalten (können) oder nicht.

Zufriedenheit der Mitarbeiter

  • Wer seine Arbeit als sinnstiftend empfindet, ist seltener krank und hat weniger arbeitsbedingte gesundheitliche Beschweren, so der Fehlzeitenreport 2018 der deutschen Krankenkasse AOK. Aber auch das Betriebsklima oder die Zusammenarbeit mit den Kollegen haben Einfluss auf die Mitarbeitergesundheit. Wer mit seinem Job unzufrieden ist, fehlt doppelt so oft.

Der Faktor Zeit

  • Gesundheitsförderung im Betrieb soll ein Dauerthema sein, damit die nachhaltige Umsetzung funktioniert. Es darf nicht bei Einzelaktionen bleiben, es ist wichtig, sich regelmäßig mit dem Thema Gesundheit am Arbeitsplatz auseinanderzusetzen.
    Best-Practice-Beispiel: Die traditionsreiche Mühlviertler Leinenweberei Vieböck hat für ihre 17 Beschäftigten zahlreiche gesundheitliche Akzente gesetzt. Dazu gehören 20 Minuten Wirbelsäulengymnastik pro Woche, ein bereitstehender Obstkorb ebenso wie ganz generell ein verstärktes Mitspracherecht für die Mitarbeiter. Dafür erhielt das Unternehmen den österreichischen BGF-Preis 2017.